Eigentlich hätte ich ja schon einiges zu erzählen. Immerhin bin ich seit letztem September auf ERASMUS in England. Und ich schreibe bewusst "auf". Um Parallelen zur Konstruktion "auf Urlaub" her zu stellen. Was zwar nur die halbe Wahrheit ist, aber das reicht mir.
Leider geht der Ausflug schon so langsam dem Ende zu. Noch knapp zwei Monate und die Sache hier ist gegessen, zurück nach Trier heisst es dann. Und ich habe es tatsächlich geschafft monatelang die Seite hier brach liegen zu lassen. Ich muss mich mal wieder vor meiner eigenen Faulheit verneigen. Ich hätte ihr ja einiges zugetraut, aber das ist enorm.
Und dabei sind mir so viele bemerkenswerte Dinge widerfahren.
Die Aktion mit der Bushaltestelle zum Beispiel. Was haben wir gelacht. Anscheinend wird der momentane Zustand auch so belassen, vielleicht als Mahnmal oder dergleichen. Solls ja geben, um Trittbrettfahrer abzuschrecken oder so. Und dann war da noch der Taxifahrer in London, der alte Gauner. Ne lange Geschichte wär das, wesentlich länger als der Weg den sich der Sack hat 20 Pfund kosten lassen. Verdammter Zuhälter. In London sind sie alle geldgierig, zumindest die, die am lautesten Werbung machen. Doch hält man sich die Ohren zu und läuft daran vorbei dann findet man beispielsweise auch Pubs in denen man für 7 pfund ein Steak essen kann und 2 pfund 30 ein kaltes Erdinger im Weizenglas (!) bekommt. Ja, ich weiß, das klingt nach einem Mallorcatouristen aus Bottrop, aber wer schon einmal eine gewisse Zeit nur Lager zu sich nehmen konnte, der weiß wovon ich rede. Stella ist übrigens mit grossem Abstand das schlimmste der "Biere" die hier so konsumiert werden .
Auch die Tatsache, dass ich seit Oktober letzten Jahres in einer Abstellkammer-ähnlichen Unterkunft hause, also zumindest was die Grösse der Backsteinvierecks anbetrifft, lässt mich immer noch schaudern. Aber man will ja nicht verwöhnt sein und meckert deswegen auch nicht, bis auf ein Bett brauch ich ja eigentlich auch nichts. Und die Tatsache, dass man im Erdgeschoss Feldbetten mieten kann, macht den akuten Platzmangel auch für Besuch, von dessen Quantität ich positiv überrascht war, einigermaßen erträglich. So zumindest in der Theorie, denn mit einer bisher 40%igen Wahrscheinlichkeit ein defektes Bett oder eines das spätestens beim ersten Anzeichen von Belastung in den defekten Aggregatszustand übergeht, zu erhalten, sind die Aussichten auf geruhsamen Schlaf nach einer harten Nacht schon wieder nicht mehr ganz so rosig. Überraschenderweise hat jeder überlebt, manche mehr oder weniger angeschlagen durch Erkältungen und dergleichen.
So nähert sich also langsam aber sicher die Heimkehr. Vielleicht ist es mir ja möglich, die Seite bis dahin noch mit ein paar Eindrücken zu füllen. Die Chancen stehen gut, aber ich würde nicht darauf wetten.
Er ist fertig. Und falls sich überhaupt noch wer auf die Seite hier verirrt, wäre es sehr nett Meinungen zu hören. Ich weis das Thema is...naja schweigen wir uns aus, aber das war nich mein Drehbuch.
First meal. Lamb Tikki, echt englische Spezialität, serviert von einem erstaunlich sonnengebräunten Engländer.
First Fish'n Chips. Verdammt fettiges Zeug, das.
First Pub visited. The Castle, nice one.
First Pint ordered. Und garnicht mal so teuer. (Klick auf die Bilder vergrössert)
Still to come: First Chav spotted, First Hooligan spotted, First hit by a car because I can't get used to them bloody driving at the left side of the street which I think is one of the silliest things I've ever seen.
Endlich angekommen im Land der Lords, Lodges und Linksfahrer. Eigentlich schon seit gestern, fand aber noch keine Zeit mich mal hinzusetzen und zu rekapitulieren. Deswegen gibt es jetzt eine Zusammenfassung von Day one in England.
6:30 Aufstehen. Der scheiss Flieger geht so verdammt früh. Scheisse. 9:15 Ankunft am Flughafen Hahn. Eigentlich alles in Ordnung, bis die Schwuppe am Schalter mir einen dreisten Betrag für mein Übergepäck abzockt. Notizen für mich selbst: RyanAir lässt dich zwar mehrere Gepäckstücke buchen, aber die 15 Kilogrenze bleibt bestehen. Kacklade... 10:25 Ich besteige den Flieger, immer noch wütend auf den verdammten Geldsack am Schalter. Ich überlege zurückzugehen und ihm meine Sicht der Dinge ausführlich zu schildern, aber der freundliche Herr vom Bordpersonal weist mich freundlich, aber bestimmt darauf hin, dass das nicht mehr möglich ist und ich doch bitte nicht so laut Fluchen soll. Wird gemacht Chef! 10:40 Ortszeit Nach einem viel zu kurzen Flug, bei dessen Landung ich schon mehr Schlösser und Landsitze ausmachen konnte als in ganz Deutschland, sage ich erst einmal dem Bordpersonal auf Wiedersehen. Den reservierten Blick ignoriere ich und betrete erstmals englischen Boden, der wider Erwarten trocken ist. Schon mal ein guter Anfang, England likes me. 12:00 Mit meinen verdammt teuren Gepäckstücken verlasse ich den Flughafen mit dem Coach Richtung Colchester, Essex. Wenigstens ist noch alles da. Wenn ich wieder zurückkomme, muss ich dem Typen mal die Meinung geigen. Ich denke darüber nach, mir aufzuschreiben, dass ich dem Typen die Meinung geige, aber mein Ärger wird überlagert von der Erkenntnis, dass die Engländer tatsächlich links fahren. Unglaublich doofe Idee von denen. Die spinnen, die Engländer. 12:55 Angekommen in Colchester. Jetzt erstmal ein Zimmer für wenigstens die erste Nacht finden. Stellt sich als garnicht so einfach heraus, anscheinend sind alle Single Rooms ausgebucht. Ich werde mich später am Abend darüber wundern, wo die ganzen Singleroom-Buchenden den wohl sind, denn die Stadt wird dann völlig leer sein, aber momentan steigt eine leise Ahnung in mir auf, die mir sagt, dass die Unterkunft wohl ein wenig teurer sein wird. 15:00 Endlich in meinem Zimmer. Das Rockstarleben kann beginnen, drei Tage in Saus und Braus. Kurz die Fakten: Doppelzimmer mit Flachbildschirm und wLan in rustikalem, aber doch edlem Stil und zu allem Überfluss darf ich über die Küche frei verfügen. Niiiice. Über den Preis schweige ich mich aber aus. Und leg mich erst mal ins Bett. 19:15 Ausgeschlafen, Lautern spielt. Alles kein Problem, dank Internetstream. Mach ich mich eigentlich strafbar, indem ich das hier zugebe? Gottseidank weis das niemand so genau. Hehe, rechtliche Grauzone, du Fels in der Brandung. 21:00 Auf in die Stadt, was Essen und dann in den Pub. Einmal Lamb Tikki , drei Pints und den ersten Pubfight später liege ich im Bett und denke: "Verdammt, hier sieht wirklich alles aus wie in nem verdammten Edgar Wallace-Film. Nur eben in Farbe." Und der erste Tag neigt sich dem Ende zu.
Google hats in Sachen Spionage schon drauf. Musste ich mal wieder feststellen, als ich meinen zukünftigen Aufenthaltsort ausfindig machen wollte. Das Universitätsgelände in Colchester im County Essex in Südost - England. Nebenbei ist Colchester die älteste Stadt Englands, wenn man bedenkt wo ich in Deutschland studiere ist das nicht weniger als konsequent. Würde sowieso gerne herausfinden, ob sich das Alter von Städten wirklich umgekehrt proportional zu ihrer Partytauglichkeit verhält. Ich sehe das also als Chance, Aufklärungsarbeit zu leisten. Und sollte sich die Annahme bewahrheiten, was ich nicht befürchte, immerhin reden wir hier von England, die können nix ausser saufen, kann ich immer noch ins recht nahe gelegene London ausweichen. Was zwar auch recht alt ist, aber mit hunderprozentiger Sicherheit eine Ausnahme der Regel darstellt.
Hier hab ich erst mal ein Bild vorbereitet, welches jedem Unwissenden erst mal zeigt wo das wunderbare Colchester überhaupt liegt.
Und so sieht das Universitätsgelände aus. Der rote Punkt bezeichnet mein Wohnheim, die Gebäude der Universität sind ja nicht sehr schwer auszumachen. In der rechten Bildhälfte sind übrigens grob geschätzte 1000 Rasenplätze. Meine Fußballschuhe nehm ich also mit.