Dienstag, 27. Juni 2006

Tatort Mensa oder was Menschen anderen Menschen alles antun.

Montag bis Freitags, 12 - 14 Uhr an der Universität Trier.
Hunderte von hungrigen Menschen drängeln sich die schmale Treppe hinunter in die Katakomben der Mensa. Alle wollen satt werden und ein möglichst billiges essen zu sich nehmen. Normalerweise geht dieser Plan auch ohne weiteres auf.
Doch was gestern im UG abging, übertraf selbst alles was ich der Mensa-Crew bis dahin zugetraut hatte.
Wir, das waren Nico, Dennis, Daniel, Fabian und ich, kamen gerade aus einem supertollen Seminar näherten uns der Treppe, die wir schon so oft und unschuldig hinabgestiegen waren.. Wir hörten schon empörte Menschen, Stimmengewirr und wurden von Stufe zu Stufe neugieriger. Als sich uns dann endlich der Blick nach unten erschloss, wich die Neugier zunächst einem mulmigen Gefühl und dann nackter Panik. Hier unten schien das nackte Chaos ausgebrochen sein. Was hatten diese Teufel in Menschengestalt diesen armen Unwissenden als Mahl angerichtet?
Wir sahen Leute, die ihr Essen bezahlten und ihre Tabletts nach Erhalt des Rückgeldes direkt dem Abwasch hinterliessen und sich schnellstens aus dem Staub machten. Andere saßen an Tischen und sahen aus, als ob sie tödliche Qualen leiden mussten.
Sollte das unsere Henkersmahlzeit werden?
Tapfer und kühn wie wir waren stellten wir uns trotzdem an. Ach so schlimm wirds schon nicht werden, dachten wir uns.
Oh, welch hochmutige Anmaßung.
Ich erhielt zuerst mein Essen und versuchte die anderen noch zu warnen, doch es war entweder zu spät oder sie wollte meinen Rat nicht befolgen.
Ich bezahlte, sah mein Leben schon wie einen Film an mir vorüberziehen. Stellte mich auf die letzten Minuten meines Lebens ein. Doch dann kam die unerwartete Rettung. Ich tat, was normalerweise er grösste Fehler war, den man in den verdammten Hallen der Mensa begehen kann - ich benutzte die Gewürze. Und zwar für die einzige Komponente die normalerweise genießbar gewesen wäre. Die Pommes.
Kaum hatte ich diese unüberlegte, aber lebensrettende Handlung vollendet, weckten mich die höllischen Schwaden die dem nun auch noch gewürzten "Essen" enstiegen aus meinem tranceähnlichen Schlaf.
Ich tat das einzig Richtige: Ich aß nicht.
Noch nie vorher in meinem Leben bin ich meinem sicheren Tod so knapp entronnen, wie an dieses, anfangs so normalen Tag. Und fortan werde ich jedesmal wenn ich den Styx hinter mir lasse und in den Hades eintrete, wissen, wem ich Leben zu verdanken habe. Einer seelenlosen Pfefferdose.

Abroad

...and England belongs to me.

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