Freitag, 21. März 2008

Auf Schienen

Ich laufe, meine Schuhe bewegen sich über den von nächtlichen Schauern noch etwas nassen Asphalt. Der Asphalt auf dem Bahnhofsvorplatz ist ziemlich alt und vom Wetter und der starken Beanspruchung aufgesprungen. Ich hebe meinen Kopf und bemerke die Menschen um mich herum, beobachte sie. Jeder von ihnen läuft zielstrebig irgendwo hin. In den Bahnhof, aus dem Bahnhof, am Bahnhof vorbei. Immer darauf bedacht, so wenig Umweg wie möglich in Kauf zu nehmen. Von A nach B, schnellstmöglich. Irgendwie ist das Leben doch wie die verdammte Bahn. Niemand mag sie, aber anscheinend lebt jeder nach seinem eigenen beschissenen Fahrplan. Auf Schienen bewegt man sich vom Anfang zum Ende. Und wieder zurück, immer und immer wieder, Startbahnhof, Endstation. Links und rechts der Strecke meist wüste Trostlosigkeit. Ausrangierte Bahnhöfe, hässliche Gebäude, verschmutzte Schienen, alte Waggons, längst vergessen und vom normalen Betrieb ausgeschlossen. Graffitis, meistens dilettantisch, zieren die meisten davon. Wenn man Glück hat befindet sich wenig davon auf der Strecke. Hat man meistens jedoch nicht. Manche rasen mit beinahe wahnsinniger Geschwindigkeit, andere bummeln gemächlich vor sich hin. Die Raser legen weitere Strecken zurück, halten aber weniger oft an, immer im Stress. Die Bummelnden haben immer Zeit. Und halten meist länger. Live fast die young? Oder doch lieber schön spiessig? Jeder wie er will. Verspätungen inbegriffen. Nichts läuft glatt, nie, wie auch? Wo Betrieb herrscht, fallen Späne oder so ähnlich. An den meisten Bahnhöfen lässt man etwas zurück und nimmt etwas mit. An manchen hält man und es passiert nichts. An manchen fährt man vorbei, meist an den Ausrangierten. Die meisten Bahnhöfe sind fast ebenso hässlich wie der Rest der Strecke. Es gibt auch Ausnahmen, doch die bestätigen die Regel nur sehr selten. So fährt man Zeit seiner Betriebsdauer hin und her und her und hin. Wer von seinen Schienen springt, wird zurückgewuchtet. Immer und immer wieder. Sind wir der Zug oder der Zugführer? Oder einfach nur ein Passagier der nicht ausssteigt? Philosophischer Mist, nichts-sagendender Unsinn.
Wie fast jeder hasse auch ich die Bahn. Kapitalistisches Pack. Unzuverlässig noch dazu. „Bitte beachten sie, wegen einer falschen Weichenstellung hat unser Zug momentan eine Verspätung von etwa 15 Minuten. Wir bitte sie um Verständnis.“ Ich glaub denen geht’s zu gut. 15 Minuten, wegen euch Pissern verpass ich meinen Anschlusszug. Ganz abgesehen vom Prinzip. Jetzt bin ich noch eine geschlagene Stunde später zuhause. Drei Stunden unterwegs auf einer Strecke die man, wenn man rast, mit dem Auto in Einer zurücklegen kann. Scheiss Bahn, scheiss Beitrag, scheiss Tag.

Abroad

...and England belongs to me.

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