Montag, 3. März 2008

Über Jenen am Fenster zum Hof

Das Beste an meiner neuen Wohnung war für mich von nun an einen Rollladen an dem Loch in meiner Wand zu haben. Jetzt konnte ich endlich dem ungeliebte Tageslicht den Weg in mein Zimmer versperren, wann immer ich wollte.
Davon habe ich dann auch großzügig Gebrauch gemacht. Zu den unmöglichsten Tages- und Nachtzeiten war mein Rollladen oft das, was man von ihm normalerweise nicht erwarten würde. Geöffnet morgens um halb 5, geschlossen zur Mittagszeit. Als ein Rebell unter den Seinen zeigte er stolz seine nonkomformistische Einstellung, lebte als Autonomer in den Tag hinein. Er eckte damit zwar schnell bei den anderen Rollläden seiner Umgebung an und immer wurde hinter seinem Rücken schlecht über ihn gesprochen, doch das kümmerte ihn nicht im geringsten, hatte er doch nichts als Verachtung übrig für diese ganzen Spießer, die sich jeden Tag pünktlich um 7 Uhr hochzogen, geschweige denn für diese halbseidenen Jalousien, die nur oberflächlich ihren Aufgaben nachgingen, aber dann doch immer die Ersten waren, die vor anderen Haustüren kehrten. Denn mein Rollladen hatte schon früh gelernt, dass Individualität von großer Wichtigkeit ist, nicht zuletzt von seinen Eltern, zwei buntbemalten Fensterläden an einer Kommune im Osten der Republik, die in ihren jungen Tagen gut mit den Bastmatten der berühmten Kommune I bekannt gewesen sein sollen. Das zumindest konnte ich den Geschichten entnehmen, denen ich oft lauschte, manchmal auch lauschen musste, denn mein Rollladen war, verständlicherweise, sehr stolz auf seine Eltern.
Und so verlebten wir Tag für Tag, ohne an Morgen zu denken, meist weil wir beide auf Tageslicht nicht sonderlich gut zu sprechen sind. Es schien, als wären wir durch nichts aufzuhalten, als könnte nichts den herrlichen Alltag gefährden.
Doch leider gehen die Guten immer zuerst von uns, wie man so oft sagt. Denn zumindest für absehbare Zeit wird mein Rollladen außer Betrieb sein. Gestern hat eines seiner lebenswichtigen Organe, der so genannte Gurt, einen schwerwiegenden Riss erlitten. Ich hoffe das Beste, damit unsere Freundschaft noch viele schöne Tage erleben darf.
Gute Besserung.

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...and England belongs to me.

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